Beschwerdebilder und Behandlungsmöglichkeiten in der Alterszahnheilkunde
- Parodontitis
Mit fortschreitendem Alter steigt die Gefahr der Zahnerkrankungen. Die Volkskrankheit Parodontitis ist ab dem 40. Lebensjahr die Hauptursache von Zahnverlust. Die Erkrankung des Zahnhalteapparates beginnt mit einer Zahnfleischentzündung, das Zahnfleisch bildet sich zurück. Wackelige Zähne bis hin zum Verlust einzelner oder mehrerer Zähne sind die Folgen. Durch den Rückgang des Kieferknochens kann es sogar bis zur kompletten Zahnlosigkeit in Unter- und Oberkiefer führen.
Sofern bereits Zahnimplantate vorhanden sind und sich der Zahnhalteapparat entzündet, spricht man nicht von Parodontose, sondern von Periimplantitis. Die Symptome und die Therapie sind jedoch ähnlich. Die wertvollen Implantate sind gefährdet, wenn sich der Patient nicht zeitnah behandeln lässt.
- Zahnverlust und komplette Zahnlosigkeit
Da die Versorgung mit herausnehmbarem Zahnersatz für viele Patienten mit funktionalen und ästhetischen Einschränkungen verbunden und deshalb unbefriedigend ist, liefert die moderne Implantologie unterschiedliche Lösungen. Einzelne Zähne können vom Implantologen durch Zahnimplantate ersetzt werden.
Natürlich können auch auf konventionelle Weise Implantate im Kiefer verankert werden. Möglicherweise muss vorher der Kieferknochen aufgebaut werden, wenn das Knochenvolumen nicht ausreicht. Die Behandlung inklusive der Einheilzeit erstreckt sich über mehrere Monate.
- Verlust der Bisshöhe
Im Laufe des Lebens können sich Zähne verkürzen und mehrere Millimeter Zahnsubstanz aufgrund von Bruxismus/Zähneknirschen durch Abrasion verloren gehen. Man spricht dann vom Verlust der Bisshöhe. Die Schäden an der Zahnhartsubstanz können bis zum Zahnverlust führen. Eine dadurch hervorgerufene Bissabsenkung ist jedoch nicht nur ein ästhetisches Problem.
Mit dem Verlust der Bisshöhe entsteht ein falscher Biss. Das bedeutet, die harmonische Verzahnung von Ober- und Unterkiefer, die sog. Okklusion, ist gestört. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Position der Kiefergelenke. Auch sie geraten aus ihrer physiologischen Lage. Wenn die Anpassung der umgebenden Muskulatur an diese Funktionsstörung nicht mehr möglich ist, kommt es zur massiven Verspannung der Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur.
Beschwerden wie einseitige Kopf- und Gesichtsschmerzen, Migräne, Tinnitus, Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich bis hin zu Beckenschiefstand können sich als Folgen einer sogenannten craniomandibulären Dysfunktion-CMD einstellen. Die Wiederherstellung der harmonischen Okklusion mit korrekter Bisshöhe ist über eine komplette funktionelle Rekonstruktion (KFR) mit Hilfe einer Schienentherapie möglich.
- Ästhetik und Funktionalität – keine Frage des Alters
Nikotin, Tee, Kaffee, Rotwein usw. können im Laufe der Jahre die Zähne verfärben. Gelbe oder sogar braune Zähne sind unästhetisch. Mit entsprechender Mundhygiene und professioneller Zahnreinigung beim Zahnarzt lassen sich Verfärbungen verhindern bzw. beseitigen. Sofern die Zahnverfärbung vom Zahninnern kommt (z. B. durch Medikamenteneinnahme), kann professionelles Bleaching durchgeführt werden.
Beschwerden und ästhetische Einschränkungen können natürlich auch durch schlecht sitzenden herausnehmbaren Zahnersatz, wie Voll- und Teilprothesen entstehen. Druckstellen bereiten Schmerzen und häufige Besuche beim Zahnarzt sind nötig, um die Prothesen zu unterfüttern und den Sitz zu verbessern. Evtl. ist auch alter Zahnersatz „in die Jahre gekommen“. Alte Brücken, Kronen oder Inlays sind undicht geworden und Bakterien gelangen tief ins Zahninnere, was z. B. auch Wurzelkaries auslösen und damit Schmerzen bereiten kann. In diesen Fällen sollte individuell passender neuer Zahnersatz angefertigt werden. Hierfür stehen diverse hochleistungsfähige Materialien zur Auswahl, darunter biokompatible Vollkeramik und Zirkon.
Prävention in der Alterszahnheilkunde – häusliche Mundhygiene und regelmäßige Vorsorge beim Zahnarzt
Der grundsätzliche Ansatz eines jeden Zahnarztes ist es, die natürlichen Zähne so lange wie möglich zu erhalten, denn nichts ist besser als die echten, eigenen Zähne. Schöne Zähne, freies Sprechen, ungezwungenes Lachen und Genuss beim Essen haben außerdem immense Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität, die es zu erhalten gilt. In den letzten Jahrzehnten hat sich durch gute Vorsorge und dem medizinischen Fortschritt die Zahngesundheit erhöht, so dass viele Menschen im Seniorenalter noch ihre eigenen Zähne haben und damit fest zubeißen können.
Um diesen Idealzustand zu erreichen, ist die akribische häusliche Mund- und Zahnpflege ein absolutes Muss. Das tägliche Zähneputzen bzw. die gründliche Reinigung des herausnehmbaren Zahnersatzes (Prothese) ist für die Mundgesundheit unerlässlich. Zwei Mal täglich Zähneputzen, Zungenreinigung und das Verwenden von Zahnseide oder Dentalbürsten helfen, um die Bakterien im Mund zu reduzieren und Zahnstein in Schach zu halten. Damit sinkt die Gefahr von Karies (auch Wurzelkaries) und Parodontose. Außerdem sollten zwei Mal jährlich eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt und Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrgenommen werden, bei Bedarf auch öfter.
- Jeder sollte auch auf kleine Veränderungen im Mundraum achten und sofort reagieren. Je früher z. B. eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) erkannt wird, umso schneller können beim Zahnarzt Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
- Sofern die Zahnpflege vom Patienten nicht mehr selbständig durchgeführt werden kann, sollte diese von geschultem Pflegepersonal oder pflegenden Angehörigen vorgenommen werden.
- Informationen zur richtigen Zahnpflege und Hinweise zu Mund- und Zahnpflege-Hilfsmitteln bekommt man vom Zahnarzt und von Mundhygienikerinnen in der Zahnarztpraxis für Zahnerhaltung.
- Prävention in der Alterszahnheilkunde – die richtige Pflege der Zähne könnte vorbeugen: Aufgrund von Parodontitis geht das Zahnfleisch zurück, die Zahnhälse liegen frei.
Zusammenhang zwischen Mund- und Zahngesundheit und Allgemeingesundheit
Wenn Bakterien im Mund aus dem Gleichgewicht geraten und Überhand nehmen, können sich u. a. Karies, Parodontose und Mundgeruch (Halitosis) einstellen. Diese Erkrankungen an den Zähnen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität, sondern können auch gravierende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit im fortgeschrittenen Alter haben. Das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen wie z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht sich. Außerdem bestehen Zusammenhänge mit Lungenerkrankungen, rheumatoider Arthritis und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Auch die seelische Gesundheit kann durch schlechte und unästhetische Zähne beeinträchtigt werden. Manche Patienten meiden soziale Kontakte, da sie schlecht sprechen, essen oder lachen können, was bis zur Vereinsamung führen kann.
Zahngesunde Ernährung im Alter
Auf ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeit sollte in jedem Lebensalter geachtet werden. So oft es geht sollte auf zuckerhaltige Nahrungsmittel verzichtet werden. Von Zucker – egal welche Zuckerart – ernähren sich krankheitsfördernde Mikroorganismen und bilden bakterielle Zahnbeläge (Plaque). Zucker ist auch in Nahrungsmitteln und Getränken enthalten, in welchem man es zunächst nicht vermutet wie z. B. Ketchup, Salatsoßen, Bananen, Müsli, Früchtejogurt, Fertigprodukte u. v. m.
Wenn gesunde Zähne vorhanden sind, mit „richtigem Biss“ und optimaler Funktionalität, gibt es bei Gesunden bei der Speisenauswahl normalerweise keine Einschränkungen. Damit ist die Gefahr einer Mangelernährung auch bei älteren Menschen gering.
Mundtrockenheit vorbeugen
Viele ältere Menschen leiden an Mundtrockenheit, manchmal als Folge einer Medikamenten-Einnahme. Speichel hat jedoch wichtige Aufgaben, u. a. neutralisiert er Säuren in Lebensmitteln, er wirkt desinfizierend und macht Schleimhäute und Speisen gleitfähig.
Bei einem zu trockenen Mund können Speisereste nicht mehr so gut weggespült werden. Damit steigt die Bakterienbelastung und gleichzeitig erhöht sich das Risiko für Karies und Parodontitis. Es ist ratsam, viel zu trinken und kauzwingende Lebensmittel zu essen (z. B. ein Stück knackiges Gemüse oder zuckerfreien Kaugummi), um den Speichelfluss anzuregen.
Juristische Aspekte in der Alterszahnmedizin
Für jede Behandlung ist eine rechtswirksame Einwilligung des Patienten erforderlich. Sofern die Einwilligungsfähigkeit eines Patienten nicht mehr vorhanden ist, tritt das Betreuungsgesetz in Kraft. Selbstverständlich soll bei jeder zahnärztlichen Behandlung der Wille des Patienten möglichst weit mit einbezogen und mit Einwilligung des Betreuers durchgeführt werden.