Wenn das Kind zahnt: Fragen und Antworten rund um die ersten Zähne
Auf einmal ist das Zähnchen da. Mit dem Zeitpunkt für die Zahnpremiere ist es wie mit allem anderen, wenn man Kinder hat:
Es kommt sowieso anders als gedacht. Besser also, wenn Eltern auf das Zahnen vorbereitet sind.
Der Durchbruch der Zähne ist keine Krankheit, sondern ein normaler, natürlicher Vorgang, der zur Kindheit gehört wie Wachsen und Laufen lernen. Es vergehen von der Geburt an gerechnet durchschnittlich sieben Monate und drei Tage, bis ein Baby seinen Eltern zum ersten Mal die Zähne zeigt: in aller Regel beginnend mit den unteren Schneidezähnen. Und es dauert dann oft noch einen weiteren Monat, bis das Kind einen weiteren Zahn zulegt.
Der Durchbruch der Zähne ist keine Krankheit, sondern ein normaler, natürlicher Vorgang, der zur Kindheit gehört wie Wachsen und Laufen lernen. Es vergehen von der Geburt an gerechnet durchschnittlich sieben Monate und drei Tage, bis ein Baby seinen Eltern zum ersten Mal die Zähne zeigt: in aller Regel beginnend mit den unteren Schneidezähnen. Und es dauert dann oft noch einen weiteren Monat, bis das Kind einen weiteren Zahn zulegt.
Hier sind häufige Fragen und Antworten rund um die ersten Zähne
- Wann kommen die ersten Zähnchen?
- Welche Zähne kommen als erste?
- Reihenfolge des Zahnens:
- 6 Monate: Mittlere Milchschneidezähne
- 9 Monate: Seitliche Milchschneidezähne
- 18 Monate: Erster Milchbackenzahn
- 18 Monate bis 2 Jahre: Milcheckzähne, zweiter Milchbackenzahn
- 3 Jahre: Milchzähne komplett sichtbar
Abweichungen von einigen Monaten (z. B. Zahndurchbruch bereits im vierten oder erst im neunten Monat) sind keine Seltenheit und normalerweise kein Grund zur Beunruhigung.
Einfach mal schauen, wann welches Zähnchen kommt
- Was sind typische Symptome beim Zahnen?
Es ist ja nicht so, als wären die Nächte mit Kleinkindern von Ruhe und Erholsamkeit geprägt. Doch mit einem zahnenden Kind in der Familie ist an Schlaf – auf beiden Seiten – kaum zu denken.
Das sind typische Symptome beim Zahnen:
- Das Baby schläft unruhig und schreit häufiger.
- Das Zahnfleisch ist geschwollen und gerötet.
- Das Baby steckt die eigene Hand oder Gegenstände in den Mund.
- Die Wangen des Kindes sind gerötet und warm.
- Das Baby hat einen roten und oft wunden Popo – auch Durchfall kommt häufiger vor.
- Das Baby sucht noch mehr Körperkontakt als üblich.
- Das Kleinkind hat weniger Appetit.
Bei manchen Kindern verläuft das Zahnen völlig stressfrei. Dann wundern sich die Eltern, dass auf einmal ein kleines Zähnchen aus dem Zahnfleisch schaut. Für andere hingegen ist das Zahnen eine Durststrecke mit wenig Schlaf und viel Geschrei. Hier heißt es Geduld bewahren und das Kind so gut es geht unterstützen.
- Warum hat mein Kind eine vermehrte Speichelbildung beim Zahnen, sprich es „sabbert“ ?
Speichel begünstigt die Mundgesundheit, der vermehrte Speichelfluss während der Zahnung ist völlig normal und bietet zusätzlichen Schutz. Die Inhaltsstoffe des Speichels haben nicht nur antibakterielle und wundheilungsfördernde Wirkung, sondern sind auch für die Remineralisierung des Zahnes verantwortlich.
- Wie kann ich meinem Kind beim Zahnen helfen?
Das Zahnen muss das Kind nicht alleine durchstehen. In der ungewohnten Situation hilft viel kuscheln gegen die Angst und den Ärger über die nicht enden wollenden Schmerzen.
- Praktische Tipps für die Eltern:
Kauen lindert durch Gegendruck das Spannungsgefühl:
- Lassen Sie Ihr Baby auf einem gekühlten Beißring (mit Flüssigkeit gefüllte Ringe nur im Kühlschrank kühlen. Im Eisfach werden sie zu kalt und können die zarte Mundschleimhaut des Babys verletzen), zur Not auf einem Stück Brotrinde oder auf gekühlten Karotten- oder Apfelstücken herum kauen. Zur Massage des Zahnfleisches geeignet sind spezielle Fingerlinge mit Noppen und Salbei- oder Kamillentee zum Trinken. Zäpfchen und andere Schmerzmedikamente sind dagegen überflüssig.
- Zahnungsgels mit Lokalanästhetika: Bei starken Schmerzen (KEIN Dauergebrauch!) kann ein Zahnungsgel mit schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung aufgetragen werden.
Bitte keine Bernsteinketten oder Haselnussholzketten:
Bei Müttern ist Bernstein als „Zahnungshilfe“ beliebt: Eine Bernsteinkette um den Hals des Babys gelegt, soll dem Kind das Zahnen erleichtern und ihm die Schmerzen nehmen. Bernstein soll angeblich entzündungshemmend wirken. Wissenschaftliche Belege hierfür fehlen bisher komplett. Ich sehe besonders Bernsteinketten als potenzielle Gefahrenquelle und rate daher eher davon ab. Der Durchbruch der Zähne ist zweifelsfrei keine Entzündung, sondern ein natürlicher Prozess, die persönliche und zusätzliche Zuwendung an das Kind hilft immer.
Wer trotz aller Warnhinweise dennoch zu einer Bernsteinkette greift, sollte zumindest diese Punkte beachten:
Die Kette sollte eine Sollbruchstelle oder einen Magnetverschluss haben, damit sie im Zweifelsfall an dieser Stelle reißt bzw. aufgeht. Das Baby sollte immer beaufsichtigt werden, wenn es eine Bernsteinkette trägt. Es könnte irgendwo hängenbleiben und ersticken. Wenn die Kette kaputtgeht, könnte es sich an den einzelnen Steinen verschlucken. Statt um den Hals sollte das kleine Kind die Kette besser am Hand- oder Fußgelenk tragen. Nachts dürfen Bernsteinketten niemals getragen werden, da das Kind beispielsweise am Bettgitter hängen bleiben könnte. Es droht Erstickungsgefahr! Das gilt natürlich auch, wenn das Baby tagsüber schläft. Alle Steine sollten einzeln um das Band verknotet sein. Sollte die Kette reißen, können kleine Einzelteile verschluckt werden. Die Kette sollte nicht zu lang sein, damit Babys nicht an Gegenständen hängen bleiben können.
Ein Hinweis: Verbot von Schnuller-Ketten in den USA (bereits 1977)
In den USA gab es bereits in den 1970er Jahren nach zehn Todesfällen und sieben nicht-tödlichen Erstickungsunfällen Studien zu Ketten und Schnullern an Bändern. 1977 erging dann ein Verbot von Schnuller-Ketten. In Deutschland gibt es leider kein vergleichbares Verbot, auch bei Bernsteinketten. Babys sollten nichts eng um den Hals tragen.
- Warum hat mein Kind Fieber beim Zahnen?
Nicht selten begleitet Fieber den Durchbruch der ersten Zähnchen. Doch in der Regel ist die erhöhte Temperatur ungefährlich für das Kind. Fieber kann den Zahnungsprozess sogar noch beschleunigen, indem es den Stoffwechselprozess im Körper ankurbelt. Milchzähne, die kurz vor dem Durchbruch stehen, bekommen dann oft einen regelrechten Schub. Dass zahnende Kinder zum Teil öfter an (möglicherweise auch fieberhaften) Infekten leiden, hängt wahrscheinlich auch mit der Tatsache zusammen, dass die Kinder in dem Alter langsam ihren Nestschutz verlieren und den üblichen Krankheitskeimen der Kindheitsphase ausgesetzt sind und damit nur in einem indirekten Zusammenhang mit dem Zahnen stehen.
Das beruhigende Ergebnis: Der Zahndurchbruch führte zwar tatsächlich häufiger zu einer leichten Temperaturerhöhung, jedoch nur selten zu Fieber über 38 Grad Celsius.
Dies stimmt mit den Erfahrungen der meisten Kinder- und Jugendärzte überein: "Zähnekriegen" ist keine Krankheit und verursacht auch keine Krankheiten. Wenn Kinder beim Zahnen höheres Fieber, schwerwiegendere Befunde oder Beschwerden haben, sollte man nicht vorschnell das Zahnen dafür verantwortlich machen, sondern an andere krankmachende Ursachen denken und das Kind dem Kinder- und Jugendarzt vorstellen.
- Warum kann dauerhaftes Lutschen am Daumen oder am Schnuller den Milchzähnen schaden?
Dauerhaftes Nuckeln am Schnuller oder Daumen kann zu Zahnfehlstellungen führen. Experten sprechen vom sogenannten lutschoffenen Biss, wenn die oberen und unteren Schneidezähne keinen Kontakt mehr haben und sich die Zunge zwischen die Zahnreihen nach vorne schieben kann. Die Bundeszahnärztekammer schreibt dazu: „Um Zungenfehlfunktionen (einem falschen „Schluckmuster“) und Zahnfehlstellungen vorzubeugen, sollte das Nuckeln am Schnuller bis zum 2. bzw. 3. Geburtstag beendet sein.“
- Warum sind gesunde Milchzähne so wichtig?
Das junge Gebiss braucht Pflege, denn die Milchzähne sind wichtige Platzhalter für die bleibenden Zähne. Fallen die ersten Zähnchen zu früh aus, kann sich der Kieferknochen an der Stelle nicht richtig entwickeln. Zahnfehlstellungen sind die Folge. Das kann später richtig teuer werden, wenn der Kieferorthopäde die schiefen Zähne aufwendig korrigieren muss.
- Wie pflege ich die ersten Zähnchen?
Mit dem ersten Milchzahn beginnt für Eltern und Kind das Kapitel Zahnpflege. Nur so lässt sich Karies dauerhaft verhindern. Anfangs eignet sich dafür eine Fingerzahnbürste, die sich einfach über die Fingerkuppe stülpen lässt. Später ist dann eine spezielle Kinderzahnbürste mit weichen Borsten sinnvoll. Zusätzlich mit einer Kinderzahnpasta ausgestattet, steht gesunden Kinderzähnen nichts mehr im Weg. Eine erbsengroße Menge Kinderzahncreme mit reduziertem Fluoridgehalt (0,05% oder 500ppm) sollte einmal täglich verwendet werden. Ab dem 2. Lebensjahr wird die fluoridhaltige Kinderzahncreme zweimal täglich verwendet. Nur durch eine regelmäßige Zahn- und Mundhygiene erlernen die Kinder das selbstverständliche und selbständige Mundhygieneverhalten.
- Warum ist Fluorid wichtig für die Milchzähne?
Das Thema Fluoride wird in den Medien und bei vielen Eltern heiß diskutiert. Fakt ist, dass Fluoride den Zahnschmelz stärken, der bei Milchzähnen noch nicht so dick ist wie bei den bleibenden Zähnen. Der wichtige Mineralstoff legt sich wie ein Schutzmantel über die Zähne und unterstützt sie bei der Remineralisierung. Das ist wichtig, um das Kariesrisiko nach Säureattacken durch Süßigkeiten, Obst oder saure Getränke gering zu halten. Wer sich unsicher ist, sollte seinen Zahnarzt nach dem Sinn von Fluoriden in der Zahnpasta fragen.
Hinsichtlich der Befürchtung, dass das Verschlucken von Kinderzahnpasta zu gesundheitlichen Störungen führen kann, stellt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fest: "Kinderzahnpasta (mit 0,05 % Fluoridgehalt) führt nach dem Essen von ca. 70 g, was einer ganzen Tube entspricht, allenfalls zu Bauchschmerzen. Eine Vergiftung ist nicht zu befürchten.
Ab dem 1. Lebensjahr ist es sinnvoll, die Zähne zwei Mal täglich mit Fluoridzahnpasta für Kinder zu pflegen. Fluoridtabletten dürfen dann jedoch nicht zusätzlich eingenommen werden.
- Wie kann der Zahnarzt Eltern helfen?
Mit dem Durchbruch des ersten Zähnchens ist es Zeit für die Premiere beim Zahnarzt. Der Profi in der Praxis sollte möglichst früh mit ins Boot geholt werden, damit bei der Zahnentwicklung nichts schief läuft. Der erste Zahnarztbesuch verläuft meistens sehr unkompliziert. Es geht generell erst einmal darum, das Kind und die Eltern kennenzulernen. Nach einem kurzen Blick auf die kleinen Beißerchen ist die Untersuchung dann auch schon vorbei. Der Zahnarzt kann außerdem wichtige Tipps zur Pflege der Milchzähne geben.
Es gibt keine Anleitung für die Phase des Zahnens. Wohl niemand wird ohne Geschrei und kurze Nächte davonkommen. Doch mit dem einen oder anderen Tipp lässt sich der Stress vielleicht etwas verringern – für Eltern und Kinder.
- Der Besuch in der Zahnarztpraxis, ab wann?
Ein entspanntes und spielerisches Heranführen an die Situation in der zahnärztlichen Praxis schafft eine gute Vertrauensbeziehung. Ängste werden so abgebaut oder können erst gar nicht entstehen. Die Vorstellung des Kleinkindes erfolgt üblicherweise beim Zahnarzt der Familie. Zahnarzt und Praxisteam sollten sich ausreichend Zeit nehmen. Die Untersuchungen sowie die Aufklärungs- und Übungsmaßnahmen zur Mundhygiene sollten kindgerecht in einer positiv gestalteten Atmosphäre zur Mundhygiene ablaufen. Die Kontrolle muss z. B. nicht zwingend auf dem Behandlungsstuhl vorgenommen werden.
Weitere schmerzhafte Erkrankungen im Mund
- Aphthen
Aphten sind deutlich begrenzte, hellgraue bis gelbliche Erhebungen mit einem rötlichen Saum. Obwohl sie meist nur linsengroß sind und überwiegend einzeln auftreten, können sie Schmerzen bereiten.
- Mundfäule
Die Mundfäule (Stomatitis aphthosa, Stomatitis herpetica oder auch Gingivostomatitis herpetica) ist eine ansteckende Krankheit, bei der zahlreiche Bläschen großflächig in der gesamten Mundhöhle auftreten können. Charakteristisch ist außerdem ein unangenehmer Mundgeruch. Begleitend sind hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und starker Speichelfluss möglich. Verantwortlich ist das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1, das auch der häufigste Verursacher des weitverbreiteten Lippenherpes ist. Bei einem Erstkontakt mit diesem Virus kann es (muss aber nicht) zur Mundfäule kommen. Die Erkrankung ist hochansteckend, bis die Bläschen abgeheilt sind. Nach rund einer Woche heilen diese in aller Regel von alleine ab und die Ansteckungsgefahr ist vorbei. Betroffen sind überwiegend Säuglinge und Kleinkinder. Achtung Ansteckungsgefahr!
- Mundsoor
Netz-, streifenförmige oder großflächige, weißliche Beläge im Mund und auf der Zunge sind ein Hinweis auf Mundsoor. Beim Versuch großflächige, dicke Beläge zu entfernen, kann die betreffende Stelle bluten. Auslöser sind Hefepilze, vor allem deren Hauptvertreter Candida albicans. Diese sind in der Mundhöhle vieler Menschen vorzufinden, ohne dort Beschwerden zu verursachen. Jedoch können sich die Hefepilze unter bestimmten Umständen übermäßig vermehren und dann einen Mundsoor auslösen, z. B. bei vorübergehend geschwächten Abwehrkräften im Kleinkindalter oder durch den Gebrauch bestimmter Antibiotika. Mundsoor heilt nicht von alleine ab. Er muss vom Arzt diagnostiziert und dann mit einem geeigneten Mittel gegen Pilze, einem sogenannten Antimykotikum, behandelt werden.
Wichtig ist, dass Eltern aufgeklärt werden über:
- die Zahn- und Mundhygiene
- den Einsatz von Fluoriden
- Ernährungsgewohnheiten, insbesondere den Einsatz der Nuckelflasche
- Ursachen für die Schädigung der Zähne und ihrer Entwicklung
- Zahnstellungs- und Bisslagefehler und deren Gründe
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, rufen Sie an oder vereinbaren Sie einfach einen Termin,
Ihr Zahnarzt Hans-Werner Schmücker