Was ist besser: Keramikimplantate oder Titanimplantate?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, aber aus Angst vor Allergien oder Unverträglichkeiten nur Keramikimplantate anzubieten, das ist in meinen Augen weder medizinisch belegbar, noch gegenüber den Patienten verantwortungsvoll. Hier mit den Ängsten einiger Patienten zu spielen ist in meinen Augen fahrlässig, denn oft sprechen einige medizinische Indikationen klar gegen ein Keramikimplantat.
Keramikimplantate ergänzen derzeit noch das Behandlungsspektrum. Denn bisher sind Titanimplantate der Standard, um fehlende Zähne durch Implantation zu ersetzen. Keramikimplantate werden aber von Patienten zunehmend nachgefragt. Metallfreie Keramikimplantate bieten im Vergleich zu Titanimplantaten eine bessere Ästhetik und Verträglichkeit. Dies muss dem Patienten jedoch der höhere Preis und die längere Einheilzeit wert sein.
Ob Keramikimplantate oder Titanimplantate besser sind, hängt daher vom individuellen Fall ab und muss jeweils abgewogen werden. Ich möchte Ihnen daher an dieser Stelle einige Informationen anbieten.
Keramikimplantate
Keramikimplantate werden bereits seit mehr als 30 Jahren eingesetzt, früher jedoch mit niedrigem Erfolg. Überhaupt ist die Bezeichnung »Keramikimplantat« ein wenig irreführend. Denn mit Keramik hatte das damals verwendete Aluminiumoxid tatsächlich wenig zu tun, dasselbe gilt für das heutige Zirkonoxid. Vielmehr ähneln diese Werkstoffe mit ihren spezifischen Eigenschaften eher Metall als Keramik. Sie gelten jedoch allgemein als frei von Metall. Im Kontext von Titan-Unverträglichkeit, Allergie oder wenn nach alternativen Materialien gesucht wird, rücken sie immer wieder einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit und erfahren einen Trend. Aus medizinischer Sicht sind sie jedoch bisher lediglich eine mittelmäßige Variante der bewährten Zahnimplantate aus Titan.
Vor- und Nachteile von Keramikimplantaten
Bis dato konnten allergische Reaktionen gegen Titanimplantate in Reinform nicht nachgewiesen werden. Jedoch bestehen Titanimplantate oftmals nicht aus Titan in Reinform, was an der ungleich aufwendigeren Herstellung und dem höheren Preis liegt. Anteile von Titanlegierungen stehen im Verdacht, bei wenigen Patienten Unverträglichkeiten hervorzurufen, anders als Keramikimplantate. Auch Entzündungsreaktionen treten demnach seltener auf – diese Daten sind jedoch bislang durch keine wissenschaftlich überzeugende Studienlage bewiesen. Ein Vorteil von Keramikimplantaten ist ihre helle Farbe, die der von natürlichen Zähnen ähnelt. Aus diesem Grund wird Keramik vor allem im Frontzahnbereich verwendet.
Nachteile bestehen in der verhältnismäßig langen Einheilzeit von Keramikimplantaten: Sie kann bis zu sechs Monate betragen, wohingegen Titanimplantate im Schnitt nur drei Monate einheilen müssen. Auch aus dem Aufbau der Implantate ergeben sich Nachteile, denn sie werden in der Regel einteilig angeboten. Dieser Umstand macht es erforderlich, sie gleich im ersten Schritt hochpräzise im Kieferknochen zu positionieren, sodass eine Änderung ausgeschlossen ist. Zweiteilige Systeme, die sich verschrauben oder verkleben lassen, können hingegen leichter brechen, und es kann sich eher Plaque zwischen den zusammenhängenden Einzelteilen bilden. Zudem darf ein Implantat aus Keramik nach dem Einbringen nicht mehr beschliffen werden, da ein Bruch nicht ausgeschlossen ist. Ein Nachteil von Keramikimplantaten ist es, dass sie unter Umständen nicht so langlebig sind wie Implantate aus Titan.
Titanimplantate
Die folgenden Charakteristika machen Titan zu einem erfolgreich einsetzbaren Grundwerkstoff für die zahnmedizinische Implantologie:
hohe Körperverträglichkeit: Titan wird als Zahnimplantat-Material in der Regel ohne Reaktionen vom Körper angenommen und heilt harmonisch in den Kieferknochen ein. Zudem ist mit einer verkürzten Einheilzeit des Werkstoffs zu rechnen. Außerdem steht zu vermuten, dass Titan wenig oder kein allergisches Potenzial hat. Speziell für Patienten mit anderweitigen Metallallergien stellt Titan meist eine sehr gute Alternative dar.
geringe Wärmeleitfähigkeit: Titan ist ein schlechter Wärmeleiter, dadurch sinkt etwa beim Verzehr von besonders heißen oder sehr kalten Speisen und Getränken das Schmerzpotenzial.
Röntgenstrahlendurchlässig: Im Rahmen der Folgeuntersuchungen nach dem Einsetzen des Implantats aus Titan lassen sich unkompliziert Röntgenaufnahmen machen, welche die gesamte Kiefersituation gut sichtbar wiedergeben.
vielseitige Anwendbarkeit: Titan lässt sich aus medizinischer Sicht leicht bearbeiten und zudem für eine Reihe zahnmedizinischer Zwecke einsetzen. Auch deshalb werden in der zeitgemäßen Zahntechnik künstliche Zahnwurzeln aus Titan angefertigt, aber auch Stege, Zahnkronen, Zahnbrücken und etwa Modellgussplatten.
Fazit:
Nach bisherigen Erkenntnissen sind Keramikimplantate biologisch uneingeschränkt verträglich. Das Material soll Unverträglichkeiten und Allergien völlig ausschließen und das Zahnfleisch bzw. Weichgewebe reagiert sehr positiv auf Zirkonoxid. Zudem weist es eine hohe Biegefestigkeit und Härte auf. Doch die wissenschaftliche Dokumentation und die praktischen Erfahrungswerte sind noch äußerst gering. Hinsichtlich der Langlebigkeit müssen Keramikimplantate sich erst noch beweisen. Ob sie so gut abschneiden wie Titanimplantate bleibt abzuwarten und wird wegen den Alterungseigenschaften von Zirkonoxid derzeit noch eher angezweifelt.
Achtung vor Trends: Bei der Gesundheit lieber auf Bewährtes setzen
In einer Gesellschaft, die zunehmend auf einen biologischen und nachhaltigen Lebensstil setzt, ist der Wunsch nach einem „natürlichen“ Material bei Implantaten zwar absolut nachvollziehbar. Doch es ist nicht sinnvoll, sich in jedem Lebensbereich darauf zu versteifen. Was die zahnmedizinische Implantologie anbelangt, scheint der Ruf nach Keramik derzeit eine Art Modeerscheinung zu sein, der von wissenschaftlichen Fakten noch nicht endgültig gestützt wird.
Gibt es aktuelle diagnostische Tests, die zur Identifizierung von Materialunverträglichkeiten, vor allem im Zusammenhang mit individuellen Entzündungsreaktionen und genetischen Prädispositionen führen?
Die derzeit verfügbaren Tests zur Diagnostik von Unverträglichkeiten sind in Bezug auf Implantatverluste definitiv assoziiert und messen auch das, wofür sie entwickelt wurden: eine gesteigerte generelle Entzündungsreaktion und proinflammatorische Neigung. Personen, welche diese Merkmale aufweisen, haben ein höheres Risiko, ein Implantat zu verlieren. Allerdings lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen, ob dies kausal bedingt ist. Es besteht eine Assoziation, aber der genaue Grund bleibt unklar. Aus den bisherigen Studien wissen wir, dass es einen Zusammenhang gibt. Es ist jedoch nicht möglich, vorab Tests durchzuführen und dann basierend auf den Ergebnissen zu entscheiden, ob jemand ein Implantat erhalten sollte oder nicht. Die Datenlage ist einfach nicht ausreichend, um festzustellen, ob diese Entzündungsreaktion kausal mit Implantatverlust verbunden ist. Darüber hinaus sind Allergietests, wie der Lymphozytentransformationstest (LTT) und der Epikutantest (ECT), nicht geeignet, da Titanunverträglichkeit keine klassische Allergie im Sinne einer Typ-IV-Allergie wie beispielsweise bei Nickel darstellt. Bei Titan handelt es sich vielmehr um eine Gewebeunverträglichkeit, die mit diesen Tests nicht zuverlässig diagnostiziert werden kann. Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/wissenschaft-und-forschung/materialunvertraglichkeit-gewinnt-in-der-zahnmedizin-an-bedeutung
Wer sich bei einem erfahrenen Spezialisten für Implantologie beraten und behandeln lässt, kann auf dessen Empfehlung vertrauen. Dem voraus geht eine sorgfältige umfassende Diagnostik und individuelle persönliche Beratung. In modernen Praxen wie unserer Zahnarztpraxis Schmücker in Ottobeuren kommen dabei innovative Methoden, wie die dreidimensionale Darstellung mittels Digitaler Volumentomographie (DVT) und Digitales Röntgen zum Einsatz, die sichere Diagnoseergebnisse gewährleisten. Denn wir möchten, dass Sie langfristig mit Ihrem Zahnersatz glücklich sind!